Made in Bangladesh
Tanztheater von Helena Waldmann
Tanzregie Helena Waldmann
Co-Choreographie Vikram Iyengar
Tänzerin Im Video Brit Rodemund
Komposition Und Musikproduktion
Daniel Dorsch
Musikalische Leitung Und Komposition Hans Narva
Video Anna Saup
Kostüme Hanif Kaiser Und Judith Adam
Licht Herbert Cybulska
Postproduktion Video Michael Saup
Schnittgestaltung Kostüm Tina Luther
Probenleitung Anika Bendel
Assistent In Dhaka Hasnat Bin Kashem
Dramaturgische Beratung Dunja Funke
Made in Bangladesh erkundet die berüchtigten Sweat Shops der Textilindustrie und den vermeintlich künstlerisch legitimierten „Sweat Shop“ des Tanzsaals – und findet mehr Gemeinsamkeiten, als unserem etablierten Kulturbetrieb lieb sein kann. Denn gleich ob Tänzer oder Näher, sie arbeiten auf Kosten ihrer Gesundheit, abgespeist mit Billiglöhnen und ständig in Gefahr, ihren Job an eine noch jüngere, noch flexiblere Konkurrenz zu verlieren. Dass Helena Waldmann es nicht bei dem Gedankenspiel der offensichtlichen Parallelen belässt, versteht sich von selbst. Ihr dokumentarisches Projekt führte sie bereits im Winter und Frühjahr nach Dhaka. Gemeinsam mit dem Kathak-Experten Vikram Iyengar aus Kalkutta entwickelte sie dort mit 12 versierten Kathak-Tänzerinnen und -Tänzern ihre neue Produktion. Neben der eigentlich choreographischen Arbeit war Waldmann die inhaltliche Recherche ein großes Anliegen. Unterstützt von Nazma Akter, der international wohl bekanntesten Kämpferin gegen die Ausbeutung in der Textilindustrie, gelang es dem Produktionsteam, Performer und Arbeiter miteinander in Kontakt zu bringen – in mehreren Treffen und einmal sogar an einem echten Arbeitsplatz in der Fabrik der Rishal Group of Industries. Die Ergebnisse dieser Recherche fließen in Form von Film-Einspielungen und Ton-Collagen in die multimediale Inszenierung ein.
Made in Bangladesh ist ein starkes, auch unbequemes Stück – anstrengend, nicht nur für die Tänzer, auch für den Zuschauer, aber in seiner Konsequenz und Körperlichkeit genau das richtige Mittel, den rasenden Arbeitsverhältnissen der Gegenwart künstlerisch Ausdruck zu geben.
Die Klanginstallation von Daniel Dorsch steht in ihrer Intensität den Bildern auf Leinwand und Bühne in nichts nach. Sirenen, Autohupen, unheilvolles Rauschen und Dröhnen – die Panik ist mit Händen zu greifen. Die Tanzgruppe steht dicht beisammen und zittert wie Espenlaub. Solche Bilder lassen einen nicht mehr los, haben aber absurderweise auch eine hohe Ästhetik.