Stolpersteine Staatstheater
Einladung zum THEATERTREFFEN 2016
Regie: Hans-Werner Kroesinger
Bühne & Kostüm: Rob Moonen
Musik: Daniel Dorsch
Künstlerische Mitarbeit: Regine Dura
Dramaturgie: Annalena Schott
„Der Regisseur Hans-Werner Kroesinger und die Dramaturgin Regine Dura haben aus Personalakten des Staatstheaters Karlsruhe rekonstruiert, wie antisemitische Diskriminierung und die Entlassung linker und liberaler Theaterkünstler*innen nach 1933 im Detail funktioniert hat. Schauspieler*innen lesen an einem großen Arbeitstisch, an dem sie zusammen mit den Zuschauer*innen sitzen, Akten, Zeitungsberichte, Memoiren, Zeitzeugen-Interviews. Sie wechseln dabei immer wieder für kurze Passagen ins Spiel. Man erfährt wie in Karlsruhe jüdische Schauspieler*innen, eine jüdische Souffleuse und der Intendant entlassen, verhaftet, ins Exil oder in den Suizid getrieben wurden. Die einzelnen Künstler*innen werden nicht auf ihren Opfer-Status reduziert, es entstehen knappe, dichte Porträts. Das bürokratische Prozedere, das den sozialen Ausschluss und die Vorbereitung des Völkermords juristisch im Detail regelt, die Legitimation durch Verfahren, die noch in den Hetzartikeln des lokalen NS-Blatts die Diskriminierung gerne durch Nennung der entsprechenden Paragrafen rechtsstaatlich kaschiert, die höflichen, formal stets korrekten Briefe eines Oberregierungsrats, die der jüdischen Souffleuse die Rechtmäßigkeit ihrer Entlassung bescheinigen, machen die Inszenierung zu einem Lehrstück über das wertfreie Funktionieren staatlicher Bürokratie.“
Jurybegründung der Einladung zum Theatertreffen 2016